Wirbel

Wirbel

Ihre Wirbel laufen nicht gut, sitzten fest und lassen sich nur noch in 1/4 Tönen bewegen? Das schägt schwer auf die Stimmung. Doch Sie müssen damit nicht unbedingt zum Geigenbauer. Wenn die Wirbel gut passen und die Wirbellöcher exakt rund geschnitten sind, sollten Sie die Pflege der Wirbel selbst übernehmen. Bitte behandeln Sie einen Wirbel nach dem anderen. Ziehen Sie nach dem Gängigmachen auch immer die Saite auf. Dann behält der Steg seine Spannung und Sie verhindern, dass der Stimmstock durch fehlende Saitenspannung im schlimmsten Fall umfällt. Nach dem Aufziehen der Saite kontrollieren Sie jedes Mal, ob der Steg auch noch senkrecht steht.

Das ist das Werkzeug zur Wirbelpflege (der  Wirbelschneider ist ein professionelles  Werkzeug im Geigenbau):

Werkzeug zum Wirbeleinpassen

Den Wirbelschneider haben wir mit aufgeführt, um Ihnen zu zeigen, wie im Geigenbau Wirbel ein- bzw. nachgepasst werden können.

Als erster Arbeitschritt wird der Wirbel sehr gut und kräftig von allen Seiten mit alter Kernseife eingerieben:

Wirbel mit Kernseife einreiben

Achten Sie dabei darauf, dass wirklich überall eine dicke Schicht Kernseife zu sehen ist!

Nun wird der so behandelte Wirbel mehrfach in seinem Wirbelloch gedreht, um zu sehen, ob er wirklich gut passt. Die Passgenauigkeit erkennen Sie eigentlich schon beim Drehen des eingeseiften Wirbels. Wenn er nicht wirklich rund läuft, sondern mehr eiert, sollten Sie besser den Weg zum Geigenbauer gehen. Was er mit Ihrem Wirbel macht, zeigen wir Ihnen später.

Wirbel im Wirbelloch drehen

Nach mehrmaligem Drehen mit leichtem Druck, sollte der Wirbel so aussehen:

runder passender Wirbel

Genau sieht man, dass der Wirbelkasten sich überall an der Lauffläche abzeichnet. Damit ist feines Stimmen nach Abschluß dieser Arbeiten gewährleistet.

Reiben Sie den Wirbel wie oben beschrieben wieder mit der Seife ein und drehen Sie ihn jetzt mit etwas mehr Druck oftmals in seinem Wirbelloch. Wiederholen Sie diese Prozedur so lange, bis der Wirbel ganz geschmeidig läuft.

Um sicher zustellen, dass der Wirbel nicht rutscht, kommt jetzt weiße Tafelkreide zum Einsatz. Der Vorgang ist vom Prinzip wie das Einseifen, nur es kommt weniger Kreide als Seife an den Wirbel. Der Wirbel soll nun immer noch geschmeidig, aber so fest laufen, dass die Wirbel nicht rutschen.

Der eingeseifte Wirbel wird mit Kreide behandelt

Zum Abschluß wird der Wirbel nach der Behandlung mit der Kreide mehrfach im Wirbelloch gedreht. Sollte der  Wirbel noch zu leicht gehen, wiederholen Sie die Prozedur.
Wenn Sie das bei allen Wirbeln gemacht haben, werden Sie vom Lauf Ihrer Wirbel sicher begeistert sein.

Was aber macht der Geigenbauer, wenn der Wirbel nicht passt und nach dem Einseifen so  aussieht:

Wirbel passt nicht

Gut zu sehen: Dieser Wirbel liegt nicht an, er muss nachgepasst werden. Um sicher zu gehen, dass auch das Wirbelloch rund ist, wird es vorsichtig mit einer sogenannten Reibahle nachgeschnitten:

Als nächster Schritt wird der Wirbel mit einem Wirbelschneider nachgeschnitten. Der im Bild gezeigte kann durch einen beweglichen Schlitten jedem Konus und Wirbeldurchmesser angepasst werden und erlaubt feinste Abnahme von Holzspänen:

Wirbelschneider in Aktion

Von den käuflichen Wirbelseifen halten wir im Übrigen nicht viel. Zu oft haben wir schon dicke verkrustete schwarze Wirbellöcher gesehen, die letztendlich ein schlechtes Laufen der Wirbel mit verursacht haben.

Und wenn Sie feststellen, dass Ihre Wirbel nicht rund laufen und die Flächen sich nicht wie oben gezeigt darstellen, gehen Sie zu Ihrem Geigenbaumeister, der Aufwand lohnt sich!

Vergessen Sie bitte nicht, die Stegstellung zu kontrollieren. Durch das Aufziehen der Saiten wird der Steg in Richtung Griffbrett gezogen. Legen Sie dazu Ihre Geige auf einen Tisch( bitte weiches Tuch unterlegen) und legen jeweils den Daumen der rechten und linken Hand an den oberen Stegrand. Nun können Sie mit Druck und Gegendruck den Steg vorsichtig in die richtige Stellung bringen. Als Faustregel gilt hier, dass die zum Saitenhalter geneigte Stegseite im rechten Winkel zur Deckengrundfläche sein soll. Da der Steg an der zum Griffbrett zeigenden Seite leicht gewölbt ist, scheint er sich in diesem Zustand leicht zum Saitenhalter zu neigen.

So wird im Geigenbau der Steg richtig verstellt

Haben Sie Anregungen oder Fragen?

Kommentar von Fred Flassig |

Bei meinem alten Sachsen-Cello lassen sich 3 Wirbel gar nicht mehr bewegen. Gibt es einen Trick?
Vielen Dank für die Mühe!

Kommentar von Haat-Hedlef Uilderks |

Hallo Herr Flassig,
wenn die Wirbel bei dieser Witterung festsitzen, ist es für einen Laien sehr schwierig, die Wirbel loszubekommen. Denn in der Regel haben wir jetzt eine trockene Umgebung, in der die Wirbelseife ihre Feuchtigkeit an die Raumluft abgibt und wir beobachten in dieser Zeit sehr oft, dass die Wirbel sich von alleine lösen.
Sie könnten die Wirbel allenfalls lauwarmer Luft zuführen (bitte hierbei auf den Lack achten, die Luft darf nur leicht erwärmt sein), um noch mehr Trocknung zu erreichen. Vermeiden Sie irgendein Werkzeug wie eine Zange ect. zu verwenden. Die Gefahr, dass der Wirbel abbricht, ist zu groß, außerdem geht der Wirbelkopf dabei kaputt.
Wenn das mit der Luft nicht wirkt, gehen Sie zu Ihrem Geigenbauer.
Berichten Sie mal, wie es weitergeht.

Kommentar von Tom |

Welchen Winkel muss der Schlitten des Wirbelschneiders haben? Wie wird er angepasst?

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