Deckenrand ansetzen
Deckenrand ansetzen
Oftmals passiert es: Ein Stoss mit dem Bogen oder einem harten Gegenstand und schon ist ein Delle im Rand des Instrumentes.
Besonders empfindlich ist da der Deckenrand. Im Geigenbau wird die Decke
aus Gebirgsfichte gearbeitet. Dieses Holz zeichnet sich durch seine
herausragenden akustischen Eigenschaften aus, hat aber für den Gebrauch
den Nachteil, dass es sehr empfindlich ist und auch dazu neigt, entlang
seiner Jahresringe zu splittern.
Im Folgenden zeigen wir daher, wie so ein beschädigter Deckenrand (im
Beispiel von einem Cello) fachgerecht ergänzt wird. Die Ergänzung eine
Deckenrandes ist eine Arbeit, die in die Hände eines Geigenbauers
gehört.
Je nach Tiefe und Ort der Beschädigung gibt es verschiedene Varianten, einen solchen Rand wieder herzustellen.
Bei einer kleinen "Delle" wird diese parallel zu einem Jahresring gerade
abgestochen und Holz gleicher Maserung angepasst. Ist der Schaden
tiefer, geht der Schnitt wiederum parallel zu den Jahresringen bis zur
Einlage und an dieser bis zum Ende der Beschädigung weiter, um dann
wieder parallel zum Jahresring hinauszuführen.
Ziel ist es immer, einen Rand so zu ergänzen, dass er möglichst
unsichtbar und nicht vom Original zu unterscheiden ist. Neben einer
gezielten Holzauswahl in Jahresringbreite und Spiegel benötigt der
Geigenbauer scharfes Werkzeug wie im folgenden Bild dargestellt:
Sie sehen hier: Oben eine Ziehklinge, unten (von links nach rechts) Stechbeitel, Schnitzer, eine gerade Feile, eine sogenannte Vogelzunge und einen Hohlbeitel.
Bei unserem Beispielcello, einem Instrument von Maurice Bourguignon aus dem Jahr 1940 wird zunächst der abzutrennende Randabschnitt angezeichnet - wie oben beschrieben, jeweils parallel zu den Jahresringen bis zur Einlage.
Die hier beschriebene relativ großflächige Reparaturmethode wurde gewählt, weil auf der auf den Fotos nicht sichtbaren Rückseite des Deckenrandes etliche Holzteile fehlten und durch Holzkitt ersetzt worden war. Vermutlich wurde dies durch ein nicht ordentlich durchgeführtes Öffnen der Decke verursacht. Somit wurde durch das Ansetzen des Randes in beschriebener Forum gleichzeitig ein sicheres Leimen der Decke auf die Zargen wieder möglich.
Deutlich sind die tiefe Beschädigung oben links zu sehen, ebnso die Beschädigungen rechts im Bild.
Wenn die Schäden eher aussen liegen, wird nur der Deckenrand parallel zu den Jahrenringen abgerichtet und dort ein Rand ergänzt. Ist aber ein gerader Schnitt nicht mehr möglich, wird wie die Reparatur wie hier beschrieben durchgeführt.
Die weißen Markierung stellen die beiden Einschnitte dar, bis zu denen der Deckenrand entfernt wird.
Nun erfolgt zunächst das vorsichtige Abstechen des schadhaften Randes.
Auf diesem Foto ist der fertig vorbereitete Rand zu erkennen. Entscheidend ist hierbei, dass alle Flächen exakt gerade abgerichtet sind. Dies wird mit einem Präzisionshaarlineal überprüft.
Um das neue Holz anzupassen, wird zunächst ein Abrieb des Deckenrandes vorgenommen.
Das ausgesuchte Holz soll von der Struktur, seiner Spaltrichtung, seiner Jahresringbreite und seinem Spiegel möglichst gut zum Original passen. Der Geigenbauer hat in der Regel einen großen "Schatz" alter abgelagerter Hölzer, so dass für jedes alte Instrument passendes Holz vorhanden ist. Da unserer Werkstatt seit 1932 besteht, können Sie sich sicher vorstellen, dass wir einen großen Vorrat an Repararturholz in allen Variationen haben.
Nach dem Aussägen passt das Holz natürlich noch längst nicht, und so ist - wie bei jeder Arbeit im Geigenbau - viel Handarbeit angesagt:
Das Holz wird nun entsprechend ausgeschnitten und an den Ausschnitt angepasst. Dies erfolgt mit dem Schnitzer und unter Zuhilfenahme von Kreide zum besseren Anpassen mit verschiedenen Feilen. Die beiden parallel zu den Jahresringen verlaufenden Flächen werden mit einem kleinen geradsohligen Hobel bearbeitet. Die Kreide dient dazu, die Kontaktstellen zwischen Ergänzung und Original so lange zu bearbeiten, bis sich die Kreide über das gesamte Holz vollflächig abzeichnet und eine hundertprozentige Passgenauigkeit gewährleistet ist.
Angeleimtes Randstück
Das Holz wird nun dem Umriss entsprechend abgeschnitten, gehobelt und gefeilt. Die Hohlkehle wird nachgestochen und der Deckenrand nach oben und unten gerandelt. Wichtig dabei ist, dass die Linienführung des Originals exakt im ergänzten Holz weitergeführt wird.
Um ein Eindringen von Farbpigmenten des Lackes zu verhindern, ist ein Grundierung des rohen Holzes erforderlich. Aber auch hier muss in der Regel eine leichte Färbung erfolgen, um das "neue" Holz farblich an das alte anzupassen.
Als letztes erfolgt die Lackierung des Randes:
Auch von der Zargenseite passt es nun wieder:
Kommentar von ciaobello |
Ein richtiger Artist mit Holz ... da wird mein Schreinerherz ganz weich und meine frühere Violinen liebe fängt wieder an zu wachsen.
Zu meiner Zeit der Berufswahl habe ich es mir nicht zugetraut Geigenbauer zu werden. Heute mit meinem stand der Berufskenntnisse würde ich mich wohl bei der Geigenbauschule in Brienz bewerben ;-)
Freut mich das die Webseite nun "up to date ist" und funktioniert.
Grüsse aus Brasilien
ciaobello
Kommentar von Haat-Hedlef Uilderks |
Hallo nach Brasilien,
man soll nie anfangen, aufzuhören, und nie aufhören, anzufangen ;-)
Brienz wäre eine gute Wahl gewesen..