Saitenhalter wechseln

Der Grund für den Wechsel eines Saitenhalters kann vielfältig sein. Ein defekter Saitenhalter macht den Austausch ebenso notwendig wie der Wunsch  nach anderen Materialien um eine Klangverbesserung zu erzielen. Auch kann ein mit Feinstimmern ausgerüsteter Saitenhalter notwendig werden.

Beim Wechsel des Saitenhalters müssen folgende  Dinge unbedingt beachtet werden:

  1. Es müssen alle Saiten entfernt werden, um überhaupt den Saitenhalter wechseln zu können. Hierbei ist zu beachten und besonders, wenn der Saitenhalter selbst getauscht werden soll, dass sich durch die fehlende Saitenspannung der Stimmstock verstellen kann oder im schlimmsten Fall sogar umfallen kann.
  2. Um der Geige Stabilität zu geben, benutzen wir im Geigenbau einen gepolsterten Abdruck einer Bodenwölbung. Als Tipp für Sie, legen Sie ein Handtuch doppelt und rollen Sie die Seiten soweit ein, dass das Instrument mit den Rändern auf den Handtuchrollen aufliegt. Auch auf unseren Fotos haben wir zur Verdeutlichung diese Methode gewählt.Ein eingerolltes Handtuch gibt der Geige Halt, wei es die Wölbung ausgleicht
  3. Bevor die Saiten heruntergenommen werden, sollte zum Schutz des Lackes ein weiches Tuch unter den Saitenhalter gelegt werden.
  4. Die Stegpositition sollte mit einem weichen Fettstift vorsichtig markiert werden. Auf keinen Fall darf ein Bleistift verwendet werden, da dieser den Lack verkratzen würde.Mit einem weichen Fettstift lässt sich gut die Stegstellung markieren
  5. Das Instrument sollte, wenn es ohne Saiten ist,nicht horizontal oder vertikal zusammengedrückt werden. Dies kann zum Beispiel passieren, wenn man das Instrument zwischen den Beinen oder Armen hält. Schon ein kleiner  Druck  auf die Seitenzargen im Mittelbereich kann dazu führen, dass der Innenraum dadurch vergrößert wird und die Stimme, die ja nur zwischen Decke und Boden klemmt, umfällt.


Sollte alles gut gelungen sein, könnte man diesen Zustand nutzen, die Decke des Instrumentes zu reinigen. Hierzu das Instrument auf einen gut geplosterten Untergrund legen und  keinen seitlichen Druck auf die Zargen ausüben und zunächst nur die Decke reinigen. Den Rest des Instrumentes, wenn die Saiten wieder aufgezogen sind.

Für den Saitenhalterwechsel ist in der Regel eine neue Hängesaite erforderlich. Es gibt verschiedene Materialien zur Auswahl, die auch klangliche Veränderungen mitsichbringen. Die einfachste Möglichkeit ist die Schraubhängesaite, die aus massivem Perlon gearbeitet ist und an beiden Enden ein Gewinde aufweist, auf dem jeweils ein Messingmutter befestigt wird.

Massive Perlonhängesaite mit einem Schraubgewinde

Beide Enden werden durch die beiden Bohrungen im Saitenhalter gesteckt und dann verschraubt. Auch für den Laien ist damit ein Austausch problemlos möglich. Ein ähnliche Befestigung mit Muttern bietet eine Stahlseilhängesaite.



Verschraubte Hängesaite aus Perlon

Hängesaite aus Stahlseil mit Gewinde und Muttern

Die wohl älteste Möglichkeit einen Saitenhalter einzuhängen, bietet die Darmhängesaite. Sie wird an den Enden mit einer offenen Flamme angebrannt. Bei diesem Vorgang verdicken sich die Enden. Um diese zusätzlich abzusichern, werden beide Enden mit einer dünneren Darmsaite etwa 3-5mm umwickelt deren Enden dann wiederum durch Erhitzung verdickt werden.

Relativ neu ist eine Hängesaite  mit Kevlar/Carbon Fasern. Deren Enden werden mehrfach verknotet.



Textilhängesaite mit überzeugenden klanglichen Eigenschaften

Alle verschiedenen Materialien klingen unterschiedlich. Dies ist bedingt durch das Eigengewicht und die Dämpfungseigenschaften. Es betrifft den Saitenhalter ebenso wie die Hängeseite. Sie können dies an den unterschiedlichen Gewichten nachvollziehen:

  • ein Wittner Ultra Kinnhalter aus Synthetic wiegt mit integrierten 4 Feinstimmern ca. 21gr.
  • ein gekehlter Saitenhalter aus Ebenholz ohne Feinstimmer 10,5 gr.
  • ein normaler Feinstimmer für Kugelaufhängung wiegt 5,5 gr.
  • ein Titanfeinstimmer 2gr.

Jedes Gewicht am Instrument dämpft Schwingungen. Am besten kenn wir dies alle vom Dämpfer, da er viel eingesetzt wird und unmittelbar am Steg sitzt. Aber auch die Masse des Saitenhalters, des Feinstimmers, des Kinnhalters und auch der Hängesaite dämpft unterschiedlich stark. Manchmal kann eine zusätzliche Dämpfung von Vorteil sein, mitunter sollte auch jede zusätzliche Dämpfung vermieden werden.

Durch die Länge des Saitenhalters und der Hängesaite wird auch die Länge der Saite zwischen Steg und Saitenhalter bestimmt. Nach unseren Erfahrungen sollte der Ton dieser Saiten harmonisch zum gestimmten Instrument passen.

Es gilt aber: jedes Instrument reagiert individuell unterschiedlich und braucht für sich die optimale Ausrüstung an Saitenhalter und Hängesaite. Experimentieren Sie ruhig ein wenig mit der Länge.