Beiträge anzeigen - Mischa


Willkommen Gast. Bitte einloggen oder registrieren.

Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge
Diese Sektion erlaubt es ihnen alle Beiträge dieses Mitglieds zu sehen. Beachten sie, dass sie nur solche Beiträge sehen können, zu denen sie auch Zugriffsrechte haben.

Nachrichten - Mischa

Seiten: [1]
1) Fragen zu Streichinstrumenten / Re: Cellosattel ersetzen
« am: 26. Februar 2011, 22:46:20 »

Oh je, ich hatte ja befürchtet, dass ich hier neue Steine lostreten werde... :)

Also ich weiss nicht wie das funktioniert, dass man alles so schön Punkt für Punkt zitieren kann wie unser Administrator, daher versuche ich einfach so der Reihe nach auf alles einzugehen:

Was die Tafelkreide betrifft gebe ich Dir natürlich einfach Recht. Ich hatte tatsächlich Gips geschrieben, weil ich befürchtete, dass wenn ich Kreide schreibe, irgendwer antworten würde, dass man nicht Kreide, sondern Gips nimmt. Für alle Laien: Tafelkreide ist chemisch Gips(eigentlich Calziumsulfat) - nur eben abgebundener Gips und nicht das Pulver aus dem Baumarkt. Die kleinen Stücke sind auch viel praktischer um Wirbel einzureiben. Würde man "Gipspulver" auf die Wirbel schmieren, würde bestimmt auch nichts schlimmes passieren, da es sich innerhalb kürzester Zeit unter vorhandener Luftfeuchtigkeit zu "Tafelkreide" verwandeln würde.

Nun zum Ebenholzsattel: Ich hatte das ironisch gemeint. Der Geigenbauer unterliegt einzig dem Diktat seiner Kundschaft. Er kann natürlich ansonsten machen was er will. Würde er aber einem Kunden einen Obersattel aus sagen wir einfach mal gülden glänzender Sinterbronze, statt aus Ebenholz einbauen, so könnte ich mir vorstellen, dass es zu Diskussionen führen würde - eben solchen wie jetzt hier. Also noch mal im Klartext: Ebenholzsättel sind auf Streichinstrumenten einfach perfekt und zwar so sehr, dass es sich nicht lohnt, bei Industriewerkstoffen nach etwas besserem zu suchen!!!

Das Missverständnis ist meiner Ansicht nach nur wegen dem Vergleich mit modernem Gitarrenbau entstanden. Dort sind die besten Obersättel aus ungebleichtem Rinderknochen. Es werden aber industriell auch verschiedene Kunststoffe verarbeitet, wobei bei den hochwertigen versucht wird eine möglichst hohe Dichte mit selbstschmierenden Eigenschaften zu verbinden(z.B. durch Beimischung von Graphit). Außerdem werden Gitarrensättel aus Messing, Stahl, Aluminium, Elfenbein, Walrosszahn und manchmal sogar aus Ebenholz hergestellt. Der ungebleichte Rinderknochen ist wegen der vielen Fleischfresser in unserer Gesellschaft in ausreichender Menge vorhanden und hat wegen der enthaltenen Fette die selbstschmierenden Eigenschaften schon eingebaut. Er ist leicht zu verarbeiten und polierbar, so dass er auch sehr hübsch aussieht wenn man ihn sorgfältig verarbeitet. Da schließt sich der Kreis wieder, denn genau das gleiche gilt für Ebenholz, weswegen ich es nicht durch einen syntetischen Werkstoff würde ersetzen wollen.

Was die Bearbeitung des Obersattelrohlings betrifft, hatte ich mich bewusst auf das feilen der Sattelkerben beschränkt. Natürlich sind die Ausführungen von Herrn Uilderks hierzu vollkommen richtig.
Wenn die beiden Kontaktflächen des Sattels nämlich die mit Hals und Griffbrettstirnseite perfekt angepasst sind, verhindert ein winziges Tröpfchen Leim ein seitliches verrutschen und es ist für eine perfekte Schwingungsübertragung ins Instrument gesorgt. Mein vorausgegangener Hinweis, nicht zu hastig vorzugehen bekommt dadurch nur noch mehr Bedeutung, denn in solch einem Obersattel stecken schon ein paar Arbeitsstunden...

Liebe Grüße

Mischa


2) Fragen zu Streichinstrumenten / Re: Cellosattel ersetzen
« am: 26. Februar 2011, 15:10:50 »
Ja, ja, das hat man davon wenn man seine Klappe nicht halten kann...;-)

Also zunächst mal herzlichen Dank an unseren Administrator, für seine Offenheit dieses Thema hier so ausführlich diskutieren zu lassen. Ich versuche dann noch mal mit einer möglichst sachlichen Erklärung Licht ins Dunkel der Sattelkerbe zu bringen:

Grundsätzlich lassen sich alle Phänomene die uns bei Saiten- Sattel- und Stimmproblemen begegnen mit physikalischen Gesetzen erklären. So würde ein Physiker oder Ingenieur, wenn zwei Materialien (wie in unserem Fall eben Saite und Sattel) übereinander gleiten von einer Reibpaarung sprechen. Der Techniker unterscheidet Gleitreibung und Haftreibung und nennt die Kraft, die nötig ist um von Haftreibung in Gleitreibung überzugehen Losbrechkraft. Wer mal versucht hat ein Cello an den Wirbeln zu stimmen und das sind hier hoffentlich einige, hat das Losbrechmoment in der Hand zu spüren bekommen, begleitet von einem mehr oder weniger deutlichen Knacken. Bei Wirbeln ist diese Haftreibung erwünscht und die Losbrechkraft kann der Geigenbauer mit etwas Gips und einem Stück alter Kernseife so einstellen, dass das Stimmen sogar mit dieser herrlich archaischen Technik zum vergnügen wird.

Tritt diese Haftreibung aber swischen Saite und Satterkerbe auf, wird es problematisch, da die Saite plötzlich zwischen Wirbel und Sattel eine andere innere Spannung / Dehnung haben kann, als zwischen Sattel und Steg / Saitenhalter. Findet dann innerhalb der Sattelkerbe das besagte losbrechen statt, hat sich das Cello schlagartig verstimmt. Das kann natürlich während des Spiels, angeregt durch Schwingungen oder Vibrato passieren.

Eine V-förmige Sattelkerbe bietet der Saite theoretisch eine geringere Auflagefläche, als eine korrekt gefeilte Halbkreisförmige und somit weniger Reibung. Ich sage hier "theoretisch", weil es stark von den verwendeten Materialien abhängt. Gitarristen können bei Sätteln heute auf moderne Werkstoffe zurückgreifen, die eine V-förmige Sattelkerbe unter Umständen ermöglichen. Traditionsverbundenen Geigenbauern dagegen ist das verwenden moderner Werkstoffe weitgehend untersagt und so werden sie wohl noch einige Jahrzehnte Obersättel aus Ebenholz feilen. Immerhin ist es ihnen seit einiger Zeit erlaubt, die Reibung zwischen Saite und Sattelkerbe mit Graphitstaub von ihrer Bleistiftspitze herabzusetzen, was einen großen Fortschritt bedeutet und auch jedem Musiker als "Tuningmaßnahme" beim Saitenwechsel empfohlen werden kann, da Graphit als Trockenschmiermittel funktioniert und gleichzeitig keinen Schaden anrichten kann. So kann dann die Saite auf der verhältnismäßig großen Fläche in einer Streichinstrumentensattelkerbe trotzdem gut gleiten. Auf der relativ kleinen Fläche einer V-förmigen Nut dagegen hätte es eine umsponnene Saite leichter, sich mit der relativ weichen Ebenholzoberfläche regelrecht zu verzahnen, was es zu vermeiden gilt.

Wer bis hierhin aufmerksam mitgelesen hat und nicht längst eingeschlafen ist, kann sich jetzt sicher auch vorstellen, dass die kleine Auflagefläche einer V-förmigen Kerbe einem wesentlich höheren Verschleiß durch Abrieb unterliegt. Da kann dann auch der Elektrogitarrenspieler öfter mal bei seinem Gitarrenbauer, dem "Profi" vorbeigehen und sich `nen neuen Sattel basteln lassen...;-)

Der aus meiner Sicht einzige Vorteil der V-förmigen Kerbe ist, dass er mit einer Dreikantfeile aus Opas Schlüsselfeilensatz anzufertigen ist, während man für richtige Sattelkerben an Gitarren sehr teure Sattelfeilen anschaffen muss. Wer nur Cello-Sättel feilt, kann dies mit einer einzigen sehr feinen Rundfeile bewerkstelligen, wenn sie nur an ihrer Spitze fein genug ausgeformt ist um auch der dünnen A-Saite gerecht zu werden. Man verwendet dann immer den Teil der konischen Feile, der im Durchmesser gerade zur verwendeten Saitenstärke passt.

Und immer dran denken: Wer ungeduldig ist und hastig zu tief feilt, darf mit einem neuen Sattelrohling gleich noch mal von vorn anfangen...;-)

Liebe Grüße

Mischa


3) Fragen zu Streichinstrumenten / Re: Cellosattel ersetzen
« am: 04. Februar 2011, 09:49:09 »
Hallo,

ich möchte der Aussage von Amateur widersprechen, dass v-förmige Sattelkerben eine "Weisheit" der Gitarrenbauer seien. Wenn überhaupt, sind sie eine überlieferte Dummheit, denn sie führen auch bei Gitarren zu massiven Stimmproblemen. Auch bei Gitarren sollte die Sattelkerbe möglichst exakt dem Saitenquerschnitt entsprechen um der Saite ein möglichst widerstandsfreies gleiten darin zu ermöglichen. Gleichzeitig muss ausgeschlossen werden, dass die leere Saite innerhalb der Sattelkerbe vibrieren kann. Keine einfache Aufgabe und deswegen findet man sowohl auf Zupf-, wie auch auf Streichinstrumenten nur höchst selten sorgfältig angepasste Sättel.

Liebe Grüße und viel Erfolg beim Sattel feilen

Mischa

Seiten: [1]

ShelfLife © 2015-2016, BHKristiansen