Oh je, ich hatte ja befürchtet, dass ich hier neue Steine lostreten werde...

Also ich weiss nicht wie das funktioniert, dass man alles so schön Punkt für Punkt zitieren kann wie unser Administrator, daher versuche ich einfach so der Reihe nach auf alles einzugehen:
Was die Tafelkreide betrifft gebe ich Dir natürlich einfach Recht. Ich hatte tatsächlich Gips geschrieben, weil ich befürchtete, dass wenn ich Kreide schreibe, irgendwer antworten würde, dass man nicht Kreide, sondern Gips nimmt. Für alle Laien: Tafelkreide ist chemisch Gips(eigentlich Calziumsulfat) - nur eben abgebundener Gips und nicht das Pulver aus dem Baumarkt. Die kleinen Stücke sind auch viel praktischer um Wirbel einzureiben. Würde man "Gipspulver" auf die Wirbel schmieren, würde bestimmt auch nichts schlimmes passieren, da es sich innerhalb kürzester Zeit unter vorhandener Luftfeuchtigkeit zu "Tafelkreide" verwandeln würde.
Nun zum Ebenholzsattel: Ich hatte das ironisch gemeint. Der Geigenbauer unterliegt einzig dem Diktat seiner Kundschaft. Er kann natürlich ansonsten machen was er will. Würde er aber einem Kunden einen Obersattel aus sagen wir einfach mal gülden glänzender Sinterbronze, statt aus Ebenholz einbauen, so könnte ich mir vorstellen, dass es zu Diskussionen führen würde - eben solchen wie jetzt hier. Also noch mal im Klartext: Ebenholzsättel sind auf Streichinstrumenten einfach perfekt und zwar so sehr, dass es sich nicht lohnt, bei Industriewerkstoffen nach etwas besserem zu suchen!!!
Das Missverständnis ist meiner Ansicht nach nur wegen dem Vergleich mit modernem Gitarrenbau entstanden. Dort sind die besten Obersättel aus ungebleichtem Rinderknochen. Es werden aber industriell auch verschiedene Kunststoffe verarbeitet, wobei bei den hochwertigen versucht wird eine möglichst hohe Dichte mit selbstschmierenden Eigenschaften zu verbinden(z.B. durch Beimischung von Graphit). Außerdem werden Gitarrensättel aus Messing, Stahl, Aluminium, Elfenbein, Walrosszahn und manchmal sogar aus Ebenholz hergestellt. Der ungebleichte Rinderknochen ist wegen der vielen Fleischfresser in unserer Gesellschaft in ausreichender Menge vorhanden und hat wegen der enthaltenen Fette die selbstschmierenden Eigenschaften schon eingebaut. Er ist leicht zu verarbeiten und polierbar, so dass er auch sehr hübsch aussieht wenn man ihn sorgfältig verarbeitet. Da schließt sich der Kreis wieder, denn genau das gleiche gilt für Ebenholz, weswegen ich es nicht durch einen syntetischen Werkstoff würde ersetzen wollen.
Was die Bearbeitung des Obersattelrohlings betrifft, hatte ich mich bewusst auf das feilen der Sattelkerben beschränkt. Natürlich sind die Ausführungen von Herrn Uilderks hierzu vollkommen richtig.
Wenn die beiden Kontaktflächen des Sattels nämlich die mit Hals und Griffbrettstirnseite perfekt angepasst sind, verhindert ein winziges Tröpfchen Leim ein seitliches verrutschen und es ist für eine perfekte Schwingungsübertragung ins Instrument gesorgt. Mein vorausgegangener Hinweis, nicht zu hastig vorzugehen bekommt dadurch nur noch mehr Bedeutung, denn in solch einem Obersattel stecken schon ein paar Arbeitsstunden...
Liebe Grüße
Mischa