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Geige, Bratsche, Cello und Co. => Fragen zu Streichinstrumenten => Thema gestartet von: Sternchen am 06. Februar 2011, 19:01:53

Titel: Roth Fälschungen
Beitrag von: Sternchen am 06. Februar 2011, 19:01:53
Hallo an alle!

Ich besitze schon seit einigen Jahren eine Ernst Heinrich Roth Geige aus Bubenreuth/Erlangen anno 1937.
Die Geige spielt sich meines Erachtens recht schön.
Nun hab ich mich gefragt, ob es generell viele Roth Fälschungen gibt? Gibt es was interessantes über Roth, interessehalber?
Außerdem passt die Geige in keinen handelsüblichen Geigenkoffer, weil sie eine Korpuslänge von gut 36,5 cm hat. Hat da jemand eine Idee warum?  ??? oder passen viele Geigen sowieso nicht in die handelsüblichen Koffer?

Danke und liebe Grüße
Sternchen
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Geigenbaumeister am 07. Februar 2011, 09:56:43
Hallo Sternchen,
herzlich willkommen in unserem Forum..
Leider gibt es kaum namhafte Geigenbauer, die nicht gefälscht wurden.
Leider gibt auch Deine Geige Anlass dazu.
Die Geigenbauer Familie Roth kommt ursprünglich aus Markneukirchen und ist erst nach Ende des 2. Weltkrieges, wie viele andere auch, nach Bubenreuth in den Westen übergesiedelt.
Ernst Heinrich (1) Roth wurdch 1877 in Markneukirchen geboren und starb auch dort 1948. Er hat also 1937 keine Geige in Bubenreuth bauen können, da erst erst sein Sohn Albert nach 1948 mit der Firma seines Vaters nach Bubenreuth übersiedelte. Dort übernahm dann der Sohn Alberts Ernst Heinrich (2) Roth 1969 den Betrieb, der heute von dessen Sohn weitergeführt wird.

Insofern legt leider schon der Zettel, den Verdacht nahe, dass es sich bei Deinem Instrument nicht um eine echte Roth- Geige  handelt, was ja nun keineswegs bedeutet, dass es sich nicht um ein gutes Instrument handelt. Aber auch ein Zettel kann ja falsch sein...

Ich würde vorschlagen, dass Du mal mit der Firma Roth in Bubenreuth Kontakt aufnimmst. Vielleicht haben die ja auch Interesse, mal solche "Fälschungen" zu sehen und können Dir näheres zur Geige sagen.
Ansonsten ist ein Geigenbauer in der Nähe immer ein gute Anlaufadresse.

Dass die Geige nicht in einen "normalen" Kasten passt, ist ärgerlich, kommt aber hin und wieder vor.

Grüße aus Lübeck
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Sternchen am 07. Februar 2011, 17:03:01
Hallo!

Danke für die rasche Antwort!!
Echt interessant. Hab auch auf der Homepage von Roth schon ein bisschen herumgeschaut und eben dazu nichts genaueres gefunden. Hab denen eine Mail geschrieben und bin gespannt, was da zurück kommt.
Bei einem Geigenbauer hatte ich meine Geige schonmal, ist allerdings schon wieder einige Zeit her und der war sich auch nicht sicher ob das ne echte ist. Und auch der damalige Preis und wie sie erworben wurde passen dazu, dass es keine echte ist.

Es ist wirklich ärgerlich, dass die Geige in keinen handelsüblichen Koffer passt, dachte schon eine millisekunde daran, ob es nicht doch ne bratsche wär  ;D

ach ja, schönes Forum!
LG
Sternchen
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Amateur am 16. Februar 2011, 12:54:56
Hallo Sternchen,

die Roth Geigen haben in der Regel eine (eingebrannte) Inventarnummer. Nach den Fakten, die Geigenbaumeister dargelegt hat, dürften Sie diese Nummer wohl kaum finden. Es kann natürlich sein, dass diese Geige in diesem Punkt eine der raren Ausnahmen ist - und der Zettel nur ein Missverständnis  ;) (Wer´s glaubt.....).

Beim Thema Koffer einfach mal nach einer "schwebenden Aufhängung" fragen. Die Dinger sind etwas teurer, aber immer noch besser als jede "Bastellösung".

Viele Grüße

Amateur
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Geigenbaumeister am 16. Februar 2011, 14:33:14
Hallo,
nur die "neueren" Rothgeigen haben eine Inventarnummer..
So wie ich eine Schwebelagerung kenne, meint diese nur, dass die Geige an 2 Punkten des Bodens aufliegt (Zäpfchenbereich und unterer Bodenbereiche), damit die Geige an der empfindlichen Stimmstockstelle nicht aufliegt, sondern schwebt.
Mit der Größe des Kastens hat das aber nicht viel zu tun.

Grüße aus Lübeck
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Amateur am 16. Februar 2011, 17:32:48
Zitat
nur die "neueren" Rothgeigen haben eine Inventarnummer.
Hm - im Hause Roth gibt es die Story von einer Geige aus dem Jahr 1928, die bei Roth unter der Nummer VI-R C-176 geführt wurde. Das Kürzel C-176 war in das Instrument eingebrannt. Da ein geschickter Mensch dieses Instrument zwischenzeitlich zu einer Vuillaume "aufgewertet" hatte, war dieser Brandstempel mühevoll entfernt (und das Instrument quasi "umgelabelt") worden. Bei Roth wurde die Geige inzwischen wieder zum Original "rückgebaut" (und dadurch natürlich regelrecht "entwertet"....... ;D).

Ist C-176 dann keine eindeutig einem Instrument zuzuordnende Nummer? (In einem solchen Fall müsste bei einem Instrument aus dem Jahr 1937 aber trotzdem ein solcher Brandstempel auftauchen?!?)

Zitat
Mit der Größe des Kastens hat das aber nicht viel zu tun.
Im Prinzip richtig - bei einigen Modellen ist aber nur der untere Boden- und Zargenbereich als wirkliches "Formkissen" ausgebildet. Der Hals liegt (regelrecht frei auf weiter Flur) in einem Hartgummiblock und wird mit einer Schleife fixiert. Dieser Block ist lediglich mit einer dicken Schraube am Kastenboden befestigt. Das Bohrloch dazu kann man versezten lassen.

Ist übrigens auch ein Geheimtipp für alle Geigen mit superelegant herausstehenden Ecken. Wie schnell passiert es, dass man solch ein Instrument vorsichtig in die Kastenform "gepresst" hat, und dann kommt irgendein Stratege, der das Schätzchen am Hals aus dem Plüsch reisst....... >:(

Wenn man dem Musikalienhändler das konkrete Problem schildert, holt der in der Regel genau diese Geigenkästen heraus. Die Anpassung macht dann die Werkstatt!

Viele Grüße

Amateur
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Sternchen am 16. Februar 2011, 20:00:11
Hallo!

Herr Roth hat sich bei mir schon gemeldet und er bat mich um einige Fotos. Bin gespannt, was da dabei raus kommt.

Zum Geigenkasten: beim Musikalienhändler war ich schon und ein Geigenbauer hat auch gemeint, dass die keine Geigenkästen lagernd haben, die müssten die bestellen und da sollte ich wissen welcher passt  :-\
Da müsst ich halt weitersuchen, ob ich noch andere finde, die da welche lagernd haben (oder ne andere Lösung hat)...
nur ist meine Überlegung auch, wenn der Kasten den Wert der Geige übersteigt, wie sinnvoll das ist  ???

LG
Sternchen
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Geigenbaumeister am 17. Februar 2011, 08:36:46

Hm - im Hause Roth gibt es die Story von einer Geige aus dem Jahr 1928, die bei Roth unter der Nummer VI-R C-176 geführt wurde. Das Kürzel C-176 war in das Instrument eingebrannt.
Ist C-176 dann keine eindeutig einem Instrument zuzuordnende Nummer? (In einem solchen Fall müsste bei einem Instrument aus dem Jahr 1937 aber trotzdem ein solcher Brandstempel auftauchen?!?)

Das ist interessant, das wußte ich nicht, so lernt man doch immer etwas dazu ;)


Im Prinzip richtig - bei einigen Modellen ist aber nur der untere Boden- und Zargenbereich als wirkliches "Formkissen" ausgebildet. Der Hals liegt (regelrecht frei auf weiter Flur) in einem Hartgummiblock und wird mit einer Schleife fixiert. Dieser Block ist lediglich mit einer dicken Schraube am Kastenboden befestigt. Das Bohrloch dazu kann man versezten lassen.



Wenn man dem Musikalienhändler das konkrete Problem schildert, holt der in der Regel genau diese Geigenkästen heraus. Die Anpassung macht dann die Werkstatt!

Viele Grüße

Amateur

Das Versetzen eines Kastenteils erscheint mit  zumindest bei den meisten modernen Kästen kaum noch möglich, da nicht geschraubt, sondern geklebt wird.

Hallo!

Herr Roth hat sich bei mir schon gemeldet und er bat mich um einige Fotos. Bin gespannt, was da dabei raus kommt.

Zum Geigenkasten: beim Musikalienhändler war ich schon und ein Geigenbauer hat auch gemeint, dass die keine Geigenkästen lagernd haben, die müssten die bestellen und da sollte ich wissen welcher passt  :-\
Da müsst ich halt weitersuchen, ob ich noch andere finde, die da welche lagernd haben (oder ne andere Lösung hat)...
nur ist meine Überlegung auch, wenn der Kasten den Wert der Geige übersteigt, wie sinnvoll das ist  ???

LG
Sternchen

Halte uns mal auf dem Laufenden, wie die Geschichte sich aufklärt. Bzgl. Etuis werde ich gelegentlich welche durchmessen und dann mal schreiben, welche passen können.

Grüße aus Lübeck
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Amateur am 17. Februar 2011, 17:43:34
Zitat
Das Versetzen eines Kastenteils erscheint mit  zumindest bei den meisten modernen Kästen kaum noch möglich, da nicht geschraubt, sondern geklebt wird.
Ich bin entsetzt! Die Kästen mit dem Hartgummiblock waren so praktisch....

O.K. - zwei andere Möglichkeiten:

1) Alte Geigenkästen (auf Neudeutsch "Formkästen") hatten oft keine komplett ausgebildete und damit straff sitzende (Form-)Polsterung. Besonders im "Schulterbereich" der Geige waren diese Kästen regelrecht offen! Gelegentlich gab es für den Hals (etwa "auf halber Strecke") eine dünne Ablage.

Diese Kästen gibt es beim großen Internet-Auktionshaus mit vier Buchstaben gelegentlich als "Dachbodenfunde". In ein Seidentuch gewickelt, passt die Geige da hervorragend gepolstert rein. Eine gute Polsterei kann sogar ggf. die inneren Stoffbezüge samt Untergrund erneuern.

2) Bratschenkasten kaufen! Hier aber darauf achten, dass der Hals ordentlich fixiert werden kann. In diesem Fall muss das Seidentuch dann etwas größer sein...

@ Geigenbaumeister: Wenn Sie erlauben, gebe ich an dieser Stelle einen Angebotslink im Klartext weiter.

Zitat
nur ist meine Überlegung auch, wenn der Kasten den Wert der Geige übersteigt, wie sinnvoll das ist
Ich darf Sie aus Ihrer Eingangsfrage zitieren:
Zitat
Die Geige spielt sich meines Erachtens recht schön.
Damit ist die Überlegung doch wohl hinfällig.

Wenn nicht - bevor Sie das Instrument wegschmeißen oder als Deko an die Wand nageln, machen Sie mir gern ein gutes Angebot ;D!

Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Sternchen am 17. Februar 2011, 18:25:04

Zitat
Wenn nicht - bevor Sie das Instrument wegschmeißen oder als Deko an die Wand nageln, machen Sie mir gern ein gutes Angebot ;D!

da muss ich natürlich gleich antworten: meine geige wird von mir selbst gespielt (und das schon ein paar jahre) und wird nicht hergegeben  ;)
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Geigenbaumeister am 18. Februar 2011, 10:58:48


1) Alte Geigenkästen (auf Neudeutsch "Formkästen") hatten oft keine komplett ausgebildete und damit straff sitzende (Form-)Polsterung. Besonders im "Schulterbereich" der Geige waren diese Kästen regelrecht offen! Gelegentlich gab es für den Hals (etwa "auf halber Strecke") eine dünne Ablage.

Diese Kästen gibt es beim großen Internet-Auktionshaus mit vier Buchstaben gelegentlich als "Dachbodenfunde". In ein Seidentuch gewickelt, passt die Geige da hervorragend gepolstert rein. Eine gute Polsterei kann sogar ggf. die inneren Stoffbezüge samt Untergrund erneuern.

2) Bratschenkasten kaufen! Hier aber darauf achten, dass der Hals ordentlich fixiert werden kann. In diesem Fall muss das Seidentuch dann etwas größer sein...

@ Geigenbaumeister: Wenn Sie erlauben, gebe ich an dieser Stelle einen Angebotslink im Klartext weiter.

Die "alten" Formkästen haben natürlich auch einen Nachteil: sie sind eben nicht gut gepolstert, die alten auch "Kindersärge" genannten Etuis sind ja oft nur "tapeziert". Sicherlich kann man diese Etuis auch auspolstern, etwas handwerkliches Geschick verrausgesetzt, etwas Styropor, Schaumstoff und einen schönen Stoff, mehr braucht es nicht, um ein Maßetui für eine Geige herzustellen. Mit Schwebelagerung Rucksackgarnitur und Notentasche geht aber auch eine Menge Zeit dabei drauf...
Ob sich so etwas lohnt, muss jeder selbst entscheiden.

Bitte keinen Link zu ebay einstelle, jeder der Google und ebay kennt, findet diese Angebote mit 2-3 Klicks...

Grüße aus Lübeck
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Amateur am 18. Februar 2011, 13:50:58
Zitat
Bitte keinen Link zu ebay einstellen
Ich meinte eher einen Händlerlink - die eBay-Angebote sind ja sowieso nur temporär ;)!

Aber:
Zitat
Das Versetzen eines Kastenteils erscheint mit  zumindest bei den meisten modernen Kästen kaum noch möglich, da nicht geschraubt, sondern geklebt wird.
Nachdem ich mich vom ersten Schock erholt hatte, habe ich inzwischen die "Luxusvariante" der von mir angeführten Gummiblock-Konstruktion gefunden. Die Halsauflage ist dabei nicht einfach nur geschraubt, sie ist als stufenlos verstellbarer Schlitten ausgebildet.

Einfach in der großen internationale Suchmaschine nach "Violin Case adjustable" suchen - es ist dann ausgerechnet das Angebot eines (ebenfalls internationalen) Buchversenders!
Titel: Re: Roth Fälschungen
Beitrag von: Sternchen am 19. Februar 2011, 19:52:29
Guten Abend!

Habe jetzt ein Mail von Herrn Roth bekommen, dass er auch mit den Bildern kein sicheres Urteil abgeben kann und dass ich es einschicken müsste, was mir aber zu riskant ist, vor allem benötige ich mein Instrument ;-)
Na ja, viell. werde ich es eines Tages mal doch erfahren, wie diese Geige entstanden ist...

Dann hoffe ich, dass sich bald ein Kasten findet... danke schon mal für eure Infos!!

LG
Sternchen