Seite drucken - Schmidtscher Wirbel

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Geige, Bratsche, Cello und Co. => Fragen zu Streichinstrumenten => Thema gestartet von: reif60 am 18. Juli 2011, 20:39:43

Titel: Schmidtscher Wirbel
Beitrag von: reif60 am 18. Juli 2011, 20:39:43
Hallo, wer hat einen Rat:
Ich besitze eine Violine, die mit keinen normalen Wirbeln, sondern sogenannten Schmidt`schen Wirbeln, zum Teil an Bässen zu finden, ausgestattet ist. Sie sind z. B. während der Wiener Weltausstellung 1873 vorgestellt worden. Ob diese Wirbel die Klangfähigkeit des Instruments negativ beeinflussen, ist für mich nicht genau erkennbar. Ich habe aber das Gefühl, dass da etwas "schlummert"... Auf jeden Fall ist ein unangenehmes Klirren, dass aus dem Wirbelbereich (seitlich angebrachte Metallplatten, Zahnkränze) kommt, teilweise unüberhörbar. Gibt es da Erfahrungen und sollte zurück gebaut werden?

Ich wäre auf Vorschläge sehr gespannt.
Titel: Re: Schmidtscher Wirbel
Beitrag von: Geigenbaumeister am 19. Juli 2011, 14:18:29
Hallo und herzlich Willkommen in unserem Geigenbau Forum :)

Die vorgestellte Wirbelmechanik gibt es in abgewandelte Form immer noch. Klangliche Veränderungen sind  möglich, da die Metallplatte sicherlich andere Dämpfungseigenschaften als Holzwirbel haben.
Auf der anderen Seite ist ein Entfernen der Mechanik nur mit größerem Aufwand möglich.
Die Diskussion von klanglichen Unterschieden zwischen Holzwirbeln und Mechanik findet man auch bei Gitarristen, denn auch dort gibt es beide Variationen. In den einschlägigen Foren gibt es zumindest die Aussagen, dass gravierende Unterschiede nicht festgestellt werden können.
Es scheint bei Deiner Geige auch so zu sein, dass die Mechanik von Anfang an am Instrument gewesen ist und nicht nachträglich montiert worden ist. Insofern wäre es auch ein Stück Originalität.
Was die Nebengeräusche angeht, sollten diese genau lokalisiert werden. Es sind auf der Mechanik ja jeweils Schlitzschrauben zu sehen, diese können sich im Laufe der Zeit auch lösen. Helfen kann auch eine Demontage der Mechanik , Reinigung und Einfetten der Gewinde und Zahnräder.
Hier einige Links dazu:
Mechanik bei ebay (http://cgi.ebay.com/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=200407673021&rvr_id=&crlp=1_263602_263622&UA=WXI7&GUID=708d00ee1290a0aad3b5e3d5ff9d92de&itemid=200407673021&ff4=263602_263622)
Angebote für neue Mechanik (http://www.internationalviolin.com/item_detail.aspx?ItemCode=7601)
und bei Ebay gibts auch eine Geige mit Mechanik zu ersteigern  (http://cgi.ebay.com/Rare-Important-Violin-Machine-head-Fine-painted-Antiq-/370443367779) (über den Preis sag ich mal nichts :o >:(....)
Auch der Geigenbauer Bodo Voßhenrich  benutzt bei einigen seiner Geigen Mechaniken.
Bei weiteren Fragen gerne melden...
Hoffentlich konnte ich ein bisschen helfen.
Grüße aus Lübeck
Titel: Re: Schmidtscher Wirbel
Beitrag von: Amateur am 05. August 2011, 13:22:44
Zitat
Auf jeden Fall ist ein unangenehmes Klirren...teilweise unüberhörbar.
Soll bedeuten: "teilweise" = bei ganz bestimmten Tonhöhen? Dann wären das wohl Resonanzen, die sich eventuell durch Justage beheben lassen.

Sitzen die Flügel der Wirbel absolut fest?

Finden Sie einmal die konkreten Tonhöhen heraus, bei denen es "klirrt". Lassen Sie das Instrument von einem anderen Musiker spielen, und ertasten Sie dabei die "klirrenden" Stellen (in dem Moment dämpfen Sie die Nebengeräusche übrigens ab). Posten Sie dann noch einmal ein Bild mit den gekennzeichneten Stellen.

Gruß

Amateur

P.S.: Auf gar keinen Fall umbauen! Wie Geigenbaumeister schon darlegte, ginge dadurch
Zitat
ein Stück Originalität
verloren.